Toller 3. Spieltag

Trotz Niederlage war ich noch nie so stolz auf die Leistung beider Teams gewesen wie am letzten Samstag. Beinahe alles was wir zuletzt am trainieren waren wurde auf dem Spielfeld gezeigt.

Das Spiel breit machen, über außen spielen, die Dribblings bis zur Torauslinie und den anschließenden Pass in den “Rücken der Abwehr“ (diagonaler Pass Richtung Neunmeterpunkt) all das war zu sehen. Auch dass die aufgerückten Spieler sich nicht zu weit nach vorne bewegten um die in den Rücken der Abwehr gespielten Pässe mit einem Torabschluss besser abschließen zu können.

Es gab wunderschöne Spielzüge zu sehen. Die Köpfe waren oben, besser positionierte Spieler wurden gesucht und angespielt. Eine Szene zum Beispiel war die, als Noah mit Ball circa neun Meter vor dem Tor war und nur noch den gegnerischen Torspieler vor sich hatte, er aber Eren anspielte, der sich freistehend neben dem linken Torpfosten befand und den Ball nur noch ins Tor einschieben musste. Eine andere Szene: Kamil, der ebenfalls freistehend vor dem leeren Tor, mit einen Diagonalpass von der rechten Torauslinie angespielt wurde, musste nur noch mit seinem starken linken Fuß ins leere Tor einschieben.

Um das Einsetzten des schwächeren Schussbeins zu forcieren hatten in Bambini und F-Juniorenzeiten die Spieler eine Kinder-Cola bekommen wenn sie mit ihrem schwächeren Bein ein Tor schossen. Dies war der Grund weshalb Kamil diese 100% Chance vergab. Er versuchte diesen von rechts gespielten Ball mit seinem schwächeren rechten Bein rein zuspielen, was leider misslang. Das zeigt jedoch wie sicher und selbstbewusst einige Jungs sind, dass sie zum Beispiel nur um eine Kinder-Cola zu bekommen, versuchen etwas zu riskieren. Auch mit dem Wissen dass sie sich ausprobieren dürfen ohne dafür bestraft zu werden.

Natürlich war nicht alles super sonst hätten die Jungs das Spiel gewonnen. Was in diesem Alter aber ganz natürlich ist, steht das Ego doch noch oft über dem Mannschaftserfolg. Da wird dann versucht sich durch zwei Gegenspieler hindurch zu dribbeln. Torabschlüsse werden aus ungünstigem Winkel oder Entfernungen ausgeführt und dabei den besser postierten Mitspieler nicht gesehen. Oder Positionen werden verlassen und dadurch die damit verbundene Aufgabe vernachlässigt.

Doch insgesamt war ich mit der Disziplin und dem Einsatz der Jungs zufrieden. Eckbälle wurden, wie von mir vorgegeben nur flach vor das Tor gespielt. Die Spieleröffnung wurde wie vorgegeben ausgeführt. Auch die Torschüsse wurden mehrheitlich flach geschossen, was bei Regenwetter ein probates Mittel sein kann. Beispielsweise ein Flachschuss auf das Tor von Nicklas aus relativ weiter Entfernung und ziemlich zentral rutschte dem Torspieler unter dem Körper durch. Zum Thema Einsatz ist mir die Aktion von Aaron noch in Erinnerung als er vor dem eigenen Tor, sich durch einen seitlich gedrehten Hechtsprung in die Schussbahn warf und dabei mit seinem Rücken den Ball abwehrte und somit ein Tor verhinderte.

Auch bei den Jüngeren waren tolle Spielzüge zu sehen, vor allem in der zweiten Hälfte, nachdem der Gegner 5 Tore Vorsprung hatte und danach weniger auf lange Bälle setzte. Zudem versuchten und konnten unsere Kicker nach der Halbzeitpause das im Training erlernte besser umsetzen.

Wenn man das Spiel nun teilt, erste Hälfte 1:6 und zweite Hälfte 3:4 wird diese Niederlage relativiert. Die Leistung der Jungs war besser als das Endergebnis aussagt.

Wenn man nun das Spiel der Älteren in die zwei Hälften teilt einmal 3:3 und dann 2:7 hat das auch seine Gründe. Die Jungs waren gegen den Tabellenführer bis zum 4:3 jeweils immer mit einem Tor in Führung gegangen.

Mit Aussagen der Kinder wie: „Gegen den Tabellenführer 3:3 zur Halbzeitpause!“ und „Die haben keine Ersatzspieler dabei!“ ging man kurz nach der Pause mit 4:3 in Führung, dadurch verloren einige wohl die notwendige Konzentration und den Respekt vor dem Gegner und ihr wie oben beschriebenes Ego bekam überhand. Dazu kamen noch ein paar eklatante individuelle Fehler. So dass man das Spiel unnötigerweise aus der Hand gab.

Leider gibt es immer noch diese unsäglichen Tabellen, die man, nicht nur meiner Meinung nach, im Kinderfußball weder braucht noch zielführend sind. Im Gegenteil eher kontraproduktiv sind was die Ausbildung betrifft. Gerade durch das Spiel um die goldene Ananas werden Trainer dazu verleitet nur die Stärkeren spielen zu lassen, mit langen Bällen (weit nach vorne, meist hohe Bälle, zu schlagen) agieren und Spieler zu früh nur auf bestimmte Positionen (Spezialisierung) spielen zu lassen.

Ich versuche alle Spieler auf möglichst allen Positionen einzusetzen. Deshalb gibt es bisher noch keinen festen Torspieler, weshalb ich auch kein spezielles Torspieler Training anbiete. Doch im Kampf um die goldene Ananas ist diese ein selbst auferlegtes Handicap zum Wohle der Ausbildung.

Mein Ziel ist es, den Jungs das Fußballspielen mit möglichst viel Spaß zu vermitteln und dies unabhängig ob Sieg oder Niederlage. An den Fortschritten der Kinder erkenne ich den Erfolg, ich hoffe ihr ebenfalls.